Die Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze | Bauliche Anlage

Das von Heinrich Tessenow entworfene Festspielhaus gilt heute als Ikone der Moderne und Vorreiter der Architektur des 20. Jahrhunderts. Die stützenlose Architektur des Festspielhauses zeigt große, klare Geometrien und setzt die einzelnen Bauglieder in rhythmische und maßstäbliche Beziehungen zueinander. Der vom Schweizer Theaterreformer Adolphe Appia erdachte Große Saal des Festspielhauses stellte einen innovativen Meilenstein in der Theatergeschichte dar. Bühnen- und Zuschauerraum bildeten eine Einheit, der frei von allen festen Einbauten blieb. Der modulare Bühnenaufbau nach dem Baukastenprinzip ermöglichte eine multifunktionale Nutzung. Durch die von dem georgischen Maler und Bühnengestalter Alexander von Salzmann entwickelte Lichtregie konnte der komplette Saal ohne Trennung zwischen Bühnen- und Zuschauerraum ausgeleuchtet werden. 

Vorreiter der Reformarchitektur: Heinrich Tessenow

Das von Heinrich Tessenow entworfene Festspielhaus gilt heute als Ikone der Moderne und Vorreiter der Architektur des 20. Jahrhunderts. Im Historismus war es üblich gewesen, die Gebäudekonstruktion mit einem festlich wirkenden „Architekturkleid“ zu umhüllen, für das Stilmittel vergangener Jahrhunderte verwendet wurden. Diese Bauweise war von der Reformarchitektur der ersten Werkbundarchitekten bereits weitgehend abgelöst worden. Tessenows Kollegen griffen auf eine einfache und dennoch monumentale Formensprache des Bauens zurück, die sowohl von der englischen Landhausarchitektur als auch von der sächsischen Industriearchitektur inspiriert war. So waren die Bauten von hohen Mansardendächern mit Gaupen, einer strengen Höhenbetonung und einer deutlichen Gebäudegliederung geprägt. 

Der innovative Entwurf von Heinrich Tessenow zeichnet sich durch einfach bemessbare Bauteile aus und ist damit Wegbereiter für die moderne Bauplanung. Ein wichtiges, gestalterisches Merkmal sind die großen und eindeutigen geometrischen Formen der Architektur. Die Bauglieder des Festspielhauses stehen dabei in rhythmischen und maßstäblichen Beziehungen zueinander, wie es auch bereits in der gotischen Kathedrale zu sehen ist. Gleichzeitig hat Tessenow die stützenlose Architektur früher Basiliken und moderner Werkhallen mit einfachen Mitteln für das Festspielhaus adaptiert. 

Innovativer Bühnenaufbau

Der Große Saal des Festspielhauses stellte eine absolute Neuerung in der Theatergeschichte dar. Seine Konzeption als einheitlicher Raum, der frei von allen festen Einbauten blieb, bot Spielraum für verschiedene Verwandlungen. Die einzelnen Elemente des Bühnenaufbaus waren nicht fest installiert, sondern konnten wie in einem Baukastensystem immer wieder neu angeordnet werden. Bühnen- und Zuschauerraum bildeten eine Einheit. Weder Bühnenvorhang noch eine fest installierte Bühne trennten Inszenierung und Auditorium. Selbst der Orchestergraben war eine Ebene tiefer angelegt und konnte unsichtbar verschwinden. Diesen theaterrevolutionären Saal hat der mit der Dalcroze-Rhythmik vertraute Schweizer Theaterreformer Adolphe Appia erdacht. Einfache, klare Kuben, gegliedert und verbunden durch breite Treppen ohne Geländer, wurden von hinterleuchteten Stoffflächen eingefasst. Fundamentale Bedeutung hatte die Lichtregie mit regelbarer elektrischer Hinterleuchtung, die der georgische Maler und Bühnengestalter Alexander von Salzmann entwickelt hatte. Hinter zwei Lagen Stoffbahnen, mit denen die Wände im Abstand von einem Meter bespannt wurden, befanden sich mehrere tausend Glühlampen, die über eine Art Lichtorgel gesteuert wurden. So konnte der komplette Saal nahezu schattenfrei ohne Trennung zwischen Bühnen- und Zuschauerraum in ein mystisches Licht getaucht werden, das sich perfekt für die späteren szenischen Aufführungen eignete.